Wie geht es weiter (mit Forró)?

Die Reaktion der Forrószene auf den Coronavirus war und ist bemerkenswert. Besonders die Forró-Organisatoren*innen zeigten Rückrat: Veranstaltungen wurden abgesagt um die Forrozeir@s zu schützen, und hohe Verluste von Zeit und Geld in Kauf genommen.

Gleichzeitig zeigte die Szene eine bemerkenswerte Kreativität: es wurden Briefe verschickt (Forrómail), Video-Tutorials gedreht (Diana Richter, Forró de Colonia), Live-Unterricht angeboten (Fabio Reis, Meu Forró Vienna), Konzerte gestreamt (u.a. Cainã, Fabiano Santana), es wurde ein virtuelles Forró-Kaffeekränzchen organisiert (I Love My Forró), und sogar virtuelle Festivals hat es schon gegeben.

Es wird das Beste aus der Situation gemacht – aber es ist eben nicht das Gleiche. Und deshalb sehnt sich die ganze Forró-Welt nach einer Rückkehr zur Normalität. Wenn es nur so einfach wäre…

Der Weg zur Normalität...?!

Im Moment sind wir von der Forró-Normalität ungefähr so weit weg wie der Mars von der Erde. Eine Annäherung wird Zeit brauchen und hängt gleichzeitig von mehr Faktoren ab als nur der Zeit. Natürlich hängt die Forró-Szene da an der offiziellen Rechtsprechung und den Empfehlungen der Bundesländer (oder Staaten). Ich stelle mir (und Euch) trotzdem die Frage: Was wären Kriterien die eine komplette Rückkehr zur Forró-Normalität ermöglichen würden? 

Kann und sollte man diese Frage im Moment überhaupt stellen? Ich glaube man sollte. Zum Einen, weil die Frage bereits in den Köpfen der Forrózeir@s existiert, zum Anderen weil an dieser Frage die Existenz von Künstlern*innen und Organisatoren*innen hängt. 

In der wunderbaren Forró Discussion – Gruppe in Facebook wurde angemerkt, dass die aufgrund des engen Kontakts die Normalität der Forró-Szenen erst ganz am Ende von allen Lockerungsmaßnahmen stehen kann. Ich sehe das ähnlich und denke deshalb hauptsächlich an zwei Kriterien: 

1) Es gibt einen Impfstoff oder ein Medikament, 2) Die Zahl der Neuinfektionen sinkt unter einen gewissen, sehr niedrigen Schwellenwert. Während 1) wohl endgültig bedeuten würde den Virus in den Griff zu bekommen, bleibt bei 2) wohl immer eine Rest-Ungewissheit in den Köpfen der Menschen. Ich denke es braucht eine Kombination aus beiden Kriterien (wobei 1) vermutlich das wichtigere ist) um zweifelsfrei zu einem ‘normalen Tanzbetrieb’ zurückkehren zu können.

"Umarmen, Bedanken und Wechseln"

Einen Impfstoff wird laut einem aktuellen WDR Beitrag (WDR 5 Morgenecho vom 04.06.20) frühestens im Frühjahr 2021 verfügbar sein. Was geschieht bis dahin forrómäßig? Welche (kleinen) Schritte kann man Richtung Normalität gehen ohne zu viel zu riskieren?

Das für den Forró so typische ‘Tanzen auf engem Raum’, und das ‘Umarmen, Bedanken und Wechseln’ können nicht Teil einer verantwortlichen Lösung sein. Vielmehr muss man sich nach Alternativen umsehen. In Tanzschulen bestimmter Bundesländer gibt es die bereits: Dort wird unter der Einhaltung von bestimmten, strengen Regeln auch schon wieder im Paar getanzt (zum Beispiel in NRW; Artikel im WA vom 26.05.20). Die Gruppen werden geteilt, viel gewirbelt werden darf nicht, ein fester Partner (nur aus dem eigenen Haushalt) wird behalten, Abstände müssen eingehalten werden und Leute mit Heuschnupfen müssen daheim bleiben. Für mich als Allergiker wäre das also schon mal nichts. 

Insofern es dafür eine rechtliche Grundlage gibt, könnte es zunächst auf jeden Fall erst einmal mit kleineren Gruppen wieder losgehen. Partys mit Masken/Handschuhen sind meiner Meinung nach nicht denkbar, da sie keinen sicheren, sondern nur einen verbesserten Schutz darstellen (Quelle: Quarks.de). 

Daran merkt man eben auch, einfache Lösungen für Forró gibt es aktuell nicht. Zumal keine regional unabhängigen Lösungen. Macht es da Sinn mit angezogener Handbremse überhaupt loszufahren? Und würden etwaige Regeln von allen respektiert werden?

Was ist wenn sich die Leute nicht an Regeln halten?

Man stelle sich eine Veranstaltung vor bei der es Leute gibt, die es mit den vereinbarten Regeln nicht so eng sehen. Ich habe die Forrozeir@s immer als einfühlsame und verantwortungsbewusste Menschen kennen gelernt, aber es wäre ein denkbares Szenario, oder? Wie würde man für ein gutes und sicheres Gefühl unter allen Teilnehmern sorgen (ohne jemand auszuschließen)?

Es gibt ein großes Infektionsrisiko beim Paartanz, dessen sollten wir uns alle bewusst bleiben. Ein Tango-Tänzer aus meinem Bekanntenkreis kann davon ein Lied singen. Er hing lange Zeit an der Beatmungsmaschine, war im künstlichen Koma. Geholt hat er sich den Virus vom Tango-Tanzen und entging dem Tod nur knapp. Die Lage in Deutschland und der Welt bleibt prekär und viele Fragen offen. Solange die Normalität noch nicht wieder zurück ist, gilt es weiterhin Chancen zu entdecken: Seit ich wegen Corona zurück in der Heimat bin, tanze ich mit meinen Eltern fast jeden Tag Forró! Und wenn es niemanden in Deiner Nähe gibt, den Du anstecken kannst – was spricht dagegen Akkordeon zu lernen? Oder Triangel?

Wie Du sicher gemerkt hast, enthält dieser Artikel mehr Fragen als Antworten. Die Gedanken und Ideen sind keine ausgereiften Lösungen und wollen das auch nicht sein. Vielmehr will dieser Artikel als Anstoß einer Diskussion angesehen werden, die wir früher oder später auf jeden Fall brauchen. Ich bin der Meinung, früher ist besser als später. 

Ich würde mich deshalb freuen, Euch mit Eurer Meinung in den Kommentaren anzutreffen!

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Responses

  1. Dieser Artikel, der über die Instagram Präsenz und der über die “Mousike” treffen ziemlich gut, was mich gerade beschäftigt. Eigentlich will ich, dass es sofort wieder Forró geben kann wie bisher. Warum? Weil ich hier bei mir eine Forró- Szene aufbauen will. Und unforrofizierte Mensche erleben zu lassen, was gerade so toll an Forró ist, ist gerade so gut wie unmöglich. Tanzen in Reih und Glied würde gehen, vermittelt aber nicht das Gefühl. Andererseits denke ich, dass es immer noch besser ist als nix. Und es würde zeigen, dass Forró flexibel ist. Aber dafür muss da vorne jemand stehen, der Forró selbst in Reih und Glied noch authentisch und animierend rüber bringt. Da sehe ich mich (noch) nicht. Ich ordne mich eher im Intermediate-Level ein und ich habe noch nie vor Leuten gestanden und versucht sie in Schwung zu bringen. Der Tellerrand lockt zwar schon 😉 aber die Expertise fehlt noch. Aber die genannten Beiträge, haben mich auf jeden Fall wieder daran erinnert, die Situation besser zu nutzen und zu üben, üben, üben!

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