Die 4 Stufen beim Lernen von Tanzschritten

Jeder Student auf dieser Welt kann Nudeln mit Tomatensoße kochen. Denkt er zumindest. 

In diesem Beitrag erfährst du was das Wissen über die Zubereitung von Spaghetti mit Tanzschritten bzw. Forró zu tun hat und wie Du davon profitieren kannst.

Sehen wir uns mal Luigi an: Luigi ist ein italienischer Spitzenkoch. Er bereitet genau das gleiche Gericht zu: Spaghetti Napoli. Nur sind die Spaghetti selbst gemacht, seine Tomatensauce hat eine geheime Zutat und auf dem Teller wird die Speise wunderschön angerichtet. 

Wie sehen dagegen nun die Kochkünste des Studenten aus Luigi’s Perspektive aus? Kann der Student in seinen Augen Nudeln kochen?

Vielleicht. Du solltest jedoch auch bedenken, dass es noch viele andere Möglichkeiten gibt Nudeln zuzubereiten. Luigi weiß wie er dieses Gericht in hunderten Arten variieren und somit an Gäste, Location oder Umstände anpassen kann. Ist es nicht magisch ein so einfaches Gericht dadurch in etwas spezielles zu verwandeln?

Luigi konnte das aber nicht schon immer. Er hat wie wir alle angefangen: Wasser heiß machen, Nudeln rein und dazu die Soße vom Supermarkt – erledigt.

Ich nenne diese Wissens-Stufe “Funktion”. Das Minimum wird erfüllt: es funktioniert und man verhungert nicht.

Bei Tanz-Bewegungen ist es genauso. Leider sind viele schon auf der ersten Stufe zufrieden (nicht zu sterben). Ich beobachte folgendes: Es scheint als hätten alle Tänzer eine Liste von Bewegungen (und Figuren), die sie tanzen können. Wenn etwas funktioniert, dann ist es auf dieser Liste und sie haben es sozusagen abgehakt. Es wir wenig bis nichts in die Weiterentwicklung dieser Bewegung investiert, sondern die Energie in neue Bewegungen gesteckt.

Wenn ich in ein Restaurant gehe, das eine große Auswahl anbietet, aber schlechte Qualität, werde ich nicht zurückkehren. Es geht nicht darum wie groß das Menu ist; es geht vielmehr darum wie jedes einzige Gericht zubereitet wurde und wie es zu meinen Bedürfnissen passt. Nicht mehr, sondern besser, sollte das Motto sein.

Wenn Luigi seinen Lernprozess fortführen möchte, dann muss er dasselbe Gericht immer und immer wieder Kochen. Die Zutaten ändern sich nicht, aber die Qualität der Zubereitung steigt. Diese Stufe nenne ich “TECHNIK”. Das Timing wird besser, die Zusammenstellung wird präziser und das Endprodukt ist ästhetischer. 

Beim Tanzen wird außerdem die Kommunikation klarer und für den Partner somit einfacher zu verstehen. Insgesamt wird das tanzen dieser Figuren, die diese Phase durchlaufen, immer angenehmer.

Die Entwicklungsmöglichkeiten hören hier aber nicht auf. Selbst wenn die Ausführung ‘perfekt’ ist, gibt es jede Menge zu lernen. Die nächste Stufe nenne ich “VARIATIONEN”.

Es wird irgendwann langweilig die selbe Bewegung immer auf die gleiche Art und Weise zu machen. Statt nach neuen Bewegungen Ausschau zu halten, sollte die Aufgabe sein erstmal die alten zu variieren.

Wie finde ich Variationen?
Frage erfahrene Köche, suche im Internet und probier einfach aus – bereite immer wieder das gleiche Mahl zu während Du immer ein bisschen was veränderst. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Mix ist ideal. Meine einzige Empfehlung ist: Warte nicht bis die Variationen zu Dir kommen (in einem Workshop), sondern geh los und finde die Variationen!! Wenn Du eine entdeckst, teste sie ausgiebig und beobachte die Auswirkungen die sie haben könnte.

Zu wissen wie man eine Bewegung variiert hilft Dir nicht so viel, wenn sie ‘zufällig’ variiert wird. Die letzte Stufe dieses Modells ist das Verständnis welche Variation man wann nutzt. Ich nenne diese Stufe “SITUATIVE ANWENDUNG” und sie ist die komplexeste. Es geht darum die gelernten Variationen im richtigen Kontext zu nutzen, beziehungsweise die Variation zu finden, die gerade passt (wie ein Puzzle). Auf dieser Stufe entsteht die Magie, unabhängig davon wie schwierig die grundlegende Bewegung ist.

Du kannst deine Bewegung an eine Vielzahl von Parameter anpassen (damit sie passt). Am öftesten werden Variationen (von Profis) an die Musik angepasst. Dieses Anpassens ist ein wichtiger Teil der Fähigkeit der ‘Musikalität’. Es gibt jedoch auch noch andere Faktoren für die es Sinn macht eine passende Variation auszuwählen: Der Platz auf der Tanzfläche, die Tanzerfahrung Deines Partners, die Beziehung zu Deinem Partner, die Emotion die Du im Moment fühlst (oder Dein Partner), der Kontext und auf welcher Ebene ihr gerade miteinander kommuniziert. 

Wann und wie kann man dieses Modell anwenden?

Dieses Modell ist lediglich ein Vorschlag. Natürlich gibt es auch andere Wege um Figuren und Bewegungen zu entwickeln… Aber es funktioniert eben. Wenn Du einen Workshop mitmachst, dann nutze den Workshop als Rahmen: Du tanzt mit verschiedenen Personen, die Bewegung wird (normalerweise) funktionieren und es gibt viele Wiederholungen. Denk dabei an die verschiedenen Stufen, analysieren Deinen derzeitigen Standpunkt (schwierig, weil du nicht weißt, was du nicht weißt – aber versuche es) und suche nach passenden Informationen. Den Lehrer nach persönlichem Feedback (bezüglich einer bestimmten Stufe) zu Fragen ist trägt zu einem effektiven Kenntnisgewinn bei. Außerdem musst Du Ausdauer mitbringen: Du musst den selben Workshop schon ein paar Mal machen, bevor Du die fortgeschritteneren Stufen erreichst.

Mein Spezial-Tip:

Welche Bewegungen kannst Du in jedem Tanz anwenden (oder Follower: werden in jedem Tanz angewendet)? Genau. Die grundlegenden Bewegungen. Deshalb fang an wieder in die Grundlagen-Workshops zu gehen. Es ist viel effektiver zu wissen, wie man diese Grundlagen-Bewegungen variiert im Vergleich zu diesen verdammt schweren Schritten: die kannst Du vielleicht einmal in einem Tanz machen, und das mit 2% von den Tanzpartnern. Darüberhinaus ist es einfacher die Grundlagen zu verbessern, anzupassen und zu variieren weil es mehr Freiheit zwischen den Zeilen gibt. Wenn das Führen und Folgen selbst bereits unglaublich kompliziert ist, welche Freiräume bleiben übrig? Möglich, aber sehr schwierig. Setze dich daran, wenn du die einfachen Gerichte kochen kannst! 😉

Manchmal fühlt es sich vielleicht so an, dass es nichts mehr gibt wo man sich noch großartig weiterentwickeln könnte. Luigi weiß: es gibt immer etwas in dem man sich weiterentwickeln kann. Vor allem wenn Du das glaubst, bist Du wahrscheinlich nicht so fortgeschritten wie Du denkst. Vielleicht hast Du Dich nicht genug angestrengt um etwas zu finden, oder aber Du suchst auf der falschen Stufe. Manchmal kommen die Ideen zur vorherigen Stufe auch erst wenn Du schon hauptsächlich auf der nächsten suchst. Eine Sache ist sicher: wer nicht sucht, der findet auch nichts. Viel Glück bei der Suche!

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